In einem Umfeld, in dem die Modebranche nach ökologischen Alternativen sucht, positioniert sich das Wallis als einzigartiges Experimentierfeld. Dank dem europäischen Projekt Interreg Alpine Space, das von der Wirtschaftsförderung Wallis begleitet wird, erfindet das Unternehmen Mediplant mit Sitz auf dem Gelände von PhytoArk in Conthey das Färben von Textilien aus lokalen natürlichen Ressourcen neu. Eine Initiative, die zeigt, wie das Walliser Innovationsökosystem alpine Ressourcen auf nachhaltige wirtschaftliche Wege bringen kann.
Mediplant stellt sich einer gewagten Herausforderung: die Herstellung von 100% rückverfolgbaren Naturfarbstoffen aus Pflanzen, die im Wallis angebaut und verarbeitet werden. Nach dreijähriger Forschung in Zusammenarbeit mit Agroscope und mit Unterstützung der Stiftung The Ark hat das Unternehmen ein Verfahren entwickelt, mit dem Isatis tinctoria, auch Färberwaid genannt, zu natürlichem Indigopulver verarbeitet werden kann.
«Natürliche Pigmente haben das Potenzial, eine ganze Textilwirtschaft zu regenerieren, die menschlich, zirkulär und vernetzt ist», erklärt Audrey Kuhn, Business Developer bei Mediplant. Die gesamte Verarbeitung von der Pflanze bis zum Pulver erfolgt am Standort PhytoArk in Conthey, wodurch die regionale Wertschöpfungskette gestärkt wird.
Über Indigo hinaus erforscht Mediplant weitere Pigmente, wie beispielsweise Lärchenrindenextrakt, der aus der lokalen Waldbewirtschaftung stammt. Ein schönes Beispiel für die Verwertung von Nebenprodukten im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Das Wallis, ein Experimentierfeld für Europa
Das Interreg-Projekt AlpTextyles, das insbesondere durch kantonale (DWTI) und eidgenössische (SECO) Interreg-Subventionen unterstützt wird, vereint seit Januar 2023 zwölf schweizerisch-europäische Partner, darunter Akteure aus Frankreich, Italien, Slowenien, Österreich und Deutschland. In der Schweiz arbeitet Mediplant insbesondere mit der Spinnerei Laines d’ici (NE) und dem Couture-Lehratelier Wallis zusammen. Ziel ist die Schaffung einer umweltbewussten Textilindustrie im Alpenraum durch die Bündelung des Erbes der alpinen Textilökosysteme und die Beschleunigung der nachhaltigen Rückverlagerung der Wertschöpfungsketten.
Auch wenn das Wallis nicht unbedingt über die industriellen Ressourcen für eine Produktion in grossem Massstab verfügt, bietet die alpine Umgebung einen idealen Rahmen, um innovative und natürliche Lösungen zu testen und zu entwickeln. Dieser Ansatz macht den Kanton zu einem vielversprechenden Freiluftlabor, in dem Innovationen validiert werden können, bevor sie in grösserem Umfang eingesetzt werden.
«Im aktuellen Kontext sind Kooperationen mit unseren europäischen Nachbarn, insbesondere über Interreg-Projekte, sehr sinnvoll. Sie ermöglichen es, die lokale Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig die in der Region verfügbaren Ressourcen sinnvoll zu nutzen», erklärt Ismaël Grosjean von der kantonalen Dienststelle für Wirtschaft, Tourismus und Innovation. Die Interreg-Programme beweisen damit ihre Fähigkeit, Brücken zwischen Forschung, Innovation und regionaler Wirtschaftsentwicklung zu schlagen.
Kooperationsmöglichkeiten für Walliser Unternehmen
Nachdem Mediplant die technische und ökologische Machbarkeit der lokalen Pflanzenfärbung bewiesen hat, tritt das Unternehmen nun in eine neue Phase ein: die Industrialisierung. Das Unternehmen sucht dafür nach KMU-Partnern, die bereit sind, bei der Entwicklung von Pflanzenextrakten für Textilien zusammenzuarbeiten und neue Märkte zu erschliessen.
Diese Dynamik eröffnet interessante Perspektiven für mehrere Sektoren der Walliser Wirtschaft: natürlich für die Textilbranche, aber auch für die Chemie, die Kosmetik, das nachhaltige Design oder die Pflanzenverarbeitung. Das im Rahmen von AlpTextyles entwickelte Know-how kann andere Branchen bereichern und neue Kooperationen innerhalb des Walliser Innovationsökosystems schaffen.
Weitere Informationen : Mediplant I Alpine Space Project Alptextyles
