Das Schweizerische Institut für KMU und Unternehmertum an der Universität St.Gallen und OBT beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mit den Belangen und den Herausforderungen der KMU. Nun wurde die neuste Schweizer KMU-Studie veröffentlicht, welche bereits die 9. Ausgabe dieser Studienserie ist. Darin wurden die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) von 2019 ausgewertet und mit den Vorjahren verglichen.
Mit der KMU-Studie 2022 geben das Schweizerische Institut für KMU und Unternehmertum an der Universität St.Gallen und das Wirtschaftsprüfungsunternehme OBT den Leserinnen und Lesern fundierte Informationen über die KMU-Landschaft der Schweiz. Dabei zeigen die Autoren auch die Unterschiede von KMU auf, denn KMU ist nicht gleich KMU. So zählen der Coiffeur, die Bäckerei, der Malerbetrieb oder die Werbeagentur genauso zu den KMU wie hochtechnologische Weltmarktführer in der Medizinaltechnik oder etwa im Maschinenbau. Zudem sind KMU aus der Sicht der Verfasser nicht einfach kleine Grossunternehmen, sondern zeichnen sich durch spezifische Eigenschaften aus. Alle zwei Jahre werden die aktuellsten KMU-Zahlen ausgewertet, wobei jeweils auf vergangene Studien Bezug genommen wird. Der Fokus dieser Studie liegt in der Auswertung der Zahlen von 2019 und einem Vergleich mit den Vorjahren.
Wie viele KMU gibt es in der Schweiz insgesamt?
99.7 % der Unternehmen in der Schweiz gelten gemäss den neusten provisorischen Zahlen des Bundesamts für Statistik als KMU. Dabei sind die Kleinst- oder Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden mit fast 90 % der Unternehmen die häufigste Form von KMU. Die zwei anderen Formen von KMU, nämlich Klein- und Mittelunternehmen, machen zusammen bloss rund jedes zehnte Unternehmen in der Schweiz aus: 8.4 % der Unternehmen sind Kleinunternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitenden, und bloss 1.6 % der Unternehmen sind Mittelunternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden.
Wie viele Menschen arbeiten in Schweizer KMU?
Ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen zeigt, dass etwa zwei Drittel der Beschäftigten in der Schweiz – gemessen an Vollzeitäquivalenten (VZÄ) – in KMU tätig sind. Die Beschäftigten sind ungefähr zu gleichen Teilen auf die verschiedenen Unternehmensgrössen bei KMU verteilt: In Mikrounternehmen (< 10 MA) arbeiten 22.7 %, in Kleinunternehmen (10 – 49 MA) 21.6 % und in Mittelunternehmen (50 – 249 MA) 21.0 % der Beschäftigten.
Wie viele KMU gibt es jeweils in den verschiedenen Sektoren?
Werden die verschiedenen Sektoren miteinander verglichen, so ergibt sich folgendes Bild: Im ersten Sektor – im Landwirtschaftssektor – gibt es fast nur Kleinstunternehmen. Sie machen 98.2 % der Unternehmen aus. Auch im dritten Sektor – im Dienstleistungssektor – sind die Kleinstunternehmen mit 90.6 % der Unternehmen sehr dominant. Und sogar im zweiten – im Industriesektor – liegt ihre Zahl bei 80.4 % der Unternehmen. Eine hohe Anzahl Kleinstunternehmen weisen u.a. die folgenden Branchen auf:
- Immobilienwesen
- Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung
- Gesundheitswesen
- Sonstige freiberufliche Tätigkeiten
- Künstlerische Tätigkeiten
- Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
- Landwirtschaft
Bei der Anzahl der Beschäftigten unterscheiden sich die Sektoren stark: Im ersten Sektor sind fast alle Personen in KMU tätig (99.7 %), und 86.4 % sind in Kleinstunternehmen beschäftigt. Im zweiten Sektor hingegen arbeiten 67.4 % der Beschäftigten in KMU. Mit 15.5 % sind weniger als ein Fünftel der Beschäftigten in Kleinstunternehmen tätig. Im dritten Sektor sind mit 63.2 % der Beschäftigten prozentual im Vergleich zu den anderen Sektoren am wenigsten Personen in KMU tätig. Bei den Kleinstunternehmen ist ihr Anteil aber wieder grösser als bei den Beschäftigten aus dem Industriesektor: 23.0 % der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sind Kleinstbetrieben zuzuordnen.
Welche Rechtsformen haben Schweizer KMU?
Bei den Rechtsformen fällt auf, dass die meisten KMU als Einzelfirmen organisiert sind. Insbesondere in der Landwirtschaft sind fast 90 % der KMU Einzelfirmen. KMU der Industrie- und Dienstleistungen sind häufig als AG oder GmbH organisiert. Mit zunehmender Unternehmensgrösse schwindet die Zahl der Einzelfirmen und tendenziell auch jene der GmbH.
Wie lange existieren KMU?
Auch dieses Jahr wurde die Überlebensrate neuer Unternehmen in der erwähnten Studienreihe beleuchtet. Die Untersuchung zeigt, dass rund 49 % der Unternehmen fünf Jahre nach der Gründung noch aktiv sind, wobei grosse Unterschiede je nach Branche existieren. Im Gastgewerbe ist die Überlebensrate mit 38 % am niedrigsten, wogegen diese mit 64 % im Gesundheits- und Sozialwesen am höchsten ist.
Wie viele KMU sind im Export tätig?
Der behandelte Einfluss von KMU auf das Exportvolumen zeigt, dass in der Schweiz zwar nur rund jedes 13. KMU exportiert, jedoch sind diese dennoch für 42 % des Exportvolumens der Schweiz verantwortlich. Der Grossteil des KMU-Exportvolumens geht von Mittelunternehmen aus. Zudem machen die Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden zwei Drittel aller exportorientierten Firmen und 7 % des gesamten Exportvolumens aus. In Deutschland, Frankreich oder Irland ist der Einfluss von Grossunternehmen deutlich ausgeprägter. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weisen – laut Studie – Schweizer KMU einige der höchsten durchschnittlichen Exportvolumen auf.
KMU-Studie 2022 zeigt auch Vergleich mit anderen Ländern
Der KMU-Anteil ist gemäss KMU-Studie 2022 auch in anderen Ländern ähnlich. Bei der Beschäftigtenzahl gibt es jedoch Unterschiede – so beschäftigen beispielsweise Grossunternehmen im Vereinigten Königreich (UK) und Deutschland anteilmässig mehr Personen als Grossunternehmen in der Schweiz. Aufgrund dieser Unterschiede können Vergleiche der Unternehmensgrösse mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (BIP pro Kopf) der Länder gezogen werden. Die Trendlinie zeigt einen leicht negativen Zusammenhang zwischen Anteil der KMU eines Landes und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
Die vollständige Schweizer KMU-Studie kann hier oder unter kmu.unisg.ch/kmu-zahlen heruntergeladen werden.
Quelle: organisator.ch