Visper Start-up macht Tierversuche überflüssig

Visper Start-up macht Tierversuche überflüssig

Das Jungunternehmen Curio Biotech nutzt menschliches Gewebe, um Kosmetika und Medikamente zu testen. Dank seiner innovativen Arbeitsweise hilft das Unternehmen mit, die Zahl der Tierversuche zu reduzieren. Firmengründer Chennakesava Cuddapah sieht grosses Potenzial im Geschäftsfeld von Curio Biotech. Im Gespräch ermöglicht er einen Einblick hinter die Kulissen und erklärt, wie sich sein Unternehmen seit dem Start im Jahr 2017 entwickelt hat.

«Neugier», ist Chennakesava Cuddapah Antwort auf die Frage, wofür der Name seines Start-ups Curio Biotech steht (vom engl. «curious» abgeleitet). Zum Zeitpunkt der Firmengründung und dem Schritt in die Selbständigkeit sei er gespannt darauf gewesen, wie es mit seinem Leben weitergeht und was auf ihn zukommt, sagt der gebürtige Inder mit einem Lachen. Der Name passt laut Cuddapah grundsätzlich sehr gut zur Firma: «Wer bei uns arbeitet, muss neugierig sein auf die Wissenschaft und Freude daran haben, eigene Lösungen zu entwickeln.» Diese Mission verfolgt das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 2017. Seither ist es im BioArk Visp untergebracht und erbringt Dienstleistungen für Pharmafirmen oder andere Branchen wie Kosmetik- oder Nutraceutical-Produzenten.

Tests an menschlichen Geweben und Zellen

Die Kernkompetenz des Jungunternehmens liegt im Bereich In-Vitro-Studien. Dafür setzt Curio Biotech auf menschliche Zellen: «Wir nutzen entsorgte Gewebe, isolieren die Zellen und führen biologische Arbeiten durch, um zu testen, wie ein Produkt wirkt.» Die vom Unternehmen für seine Tests genutzten Primärzellen stammen beispielsweise von Hautgewebe, das nach Operationen bei Bauchstraffungen oder Brustverkleinerungen zur Verfügung steht. «Die Zellen wachsen nur für ein paar Experimente, dann sterben sie ab. Wir führen Tests durch und stellen die Ergebnisse den Kunden in einem Bericht zur Verfügung», erklärt Cuddapah das übliche Vorgehen. So kann die Wirkung von Sonnencreme auf Hautkulturen getestet werden, um ein konkretes Beispiel zu nennen.

Grundlage für die Arbeit von Curio Biotech ist also Gewebe, das herkömmlicherweise einfach entsorgt würde. Obwohl zur Genüge vorhanden, kann es laut Cuddapah herausfordern sein, in der Schweiz entsorgte Gewebe zu erhalten. Ein positiver Nebeneffekt der Arbeit des Unternehmens ist demgegenüber der Fakt, dass sie Tierversuche überflüssig macht. «Wir verwenden keine Tiere für unsere Experimente, da die Tests an menschlichen Geweben die für unseren Körper relevantesten Informationen liefern.» Das gelte insbesondere für den Kosmetikbereich, wo inzwischen Tierversuche weitestgehend untersagt sind. Aber auch in der Pharmaindustrie wird zunehmend auf Versuche mit Tieren verzichtet. Möglich macht das die Arbeit von innovativen Unternehmen wie Curio Biotech.

Coronakrise als Spielverderber

Das Wallis ist für das Start-up ein idealer Standort, vor allem weil das BioArk-Gelände in unmittelbarer Nähe zum Visper Bahnhof liegt und gut erreichbar ist. Überdies sei die Unterstützung der Stiftung The Ark, wie der Firmengründer betont, sehr gut – man profitiere vom Know-how der Innovationsförderung im Kanton und schätze die Nähe zu anderen Unternehmen verschiedener Branchen. Es besteht überdies eine persönliche Verbindung des Firmengründers zum Alpenkanton. «Ich wollte dem Wallis auch etwas zurückgeben, da meine Frau aus dem Kanton stammt», erklärt er. Die beiden leben aktuell gemeinsam mit ihren zwei Kindern in der Nähe von Bern.

Cuddappah pendelt praktisch täglich von Bern in Richtung Oberwallis. Inzwischen hat das Unternehmen auch seinen Firmensitz nach Visp verlegt, wo es seit Aufnahme seiner Tätigkeit seinen Standort hat. Nach der Gründung ist das Geschäft ab 2018 gewachsen. Es folgten Höhen und Tiefen. «Wir haben uns stabilisiert und grosse Kunden gewonnen. Aber dann kam Covid. Unter den Auswirkungen der Krise haben wir zwei Jahre lang stark gelitten», beschreibt er die Gründe. Auch durch den Ukraine- sowie Nahostkonflikt hat das Unternehmen Kunden verloren. «Aktuell arbeiten wir daran, uns zu erholen und wieder zu wachsen», so der Firmengründer.

Unternehmen will nächsten Schritt machen

Curio Biotech beschäftigt ein gegenwärtig kleines Team und verfolgt das Ziel, den Personalbestand auf zehn Mitarbeitende aufzustocken und einen entsprechend hohen Umsatz zu erwirtschaften. Gleichzeitig soll die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden sichergestellt werden. Dafür sieht Cuddapah die Notwendigkeit, künftig mehr Marketing zu betreiben. «Eine der grössten Herausforderungen ist die Sichtbarkeit. Viele wissen nicht, dass wir existieren.» Die Kundschaft stammt derzeit vor allem aus der Schweiz – diese ist jedoch allesamt ausserhalb von Visp angesiedelt – und zudem auch aus Deutschland, Frankreich, Dänemark, Italien, USA, Südkorea, Israel oder Indien.

Um künftig weiter wachsen zu können, will das Visper Jungunternehmen gleichzeitig seine Dienstleistungspalette ausbauen. «Wir wollen unser Portfolio erweitern, vor allem im Pharmabereich», deutet Cuddapah die künftige Marschrichtung an. «Ein Fokus liegt hierbei bei Autoimmunerkrankungen und Krebs, wo wir die Screening-Technologien weiterentwickeln könnten.» Um in diesem Bereich weiter Fuss zu fassen, sucht die Firma den Kontakt mit potenziellen Kunden in aller Herren Ländern. Für Curio Biotech geht es in einem nächsten Schritt nun darum, mögliche künftige Partner sowie Investoren für die Mission des Unternehmens zu gewinnen und «neugierig» auf sich zu machen.

Weitere Informationen: Curio Biotech

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