«Wir arbeiten mit der Generation, über die viele nur reden»

Bei ohooo fliessen Kreativität, Kommunikation und Gen Z zusammen. Die Marketingagentur mit Sitz in Eyholz hat sich zum Ziel gesetzt, Brücken zwischen jungen Perspektiven und etablierten Unternehmen zu schlagen. Geschäftsführerin Miriam Tufan erklärt, wie Ohooo funktioniert, wo der Fokus des Teams liegt und welche Meilensteine das Jungunternehmen zuletzt erreichen konnte.

Vor rund drei Jahren ist ohooo in Eyholz durchgestartet. «Die Idee war damals, eine Location für junge Menschen zu schaffen, mit Freizeitangeboten, Pasta-Bar und Secondhand-Shop. Einen Ort, an dem Träume verwirklicht werden können», blickt die heutige Geschäftsführerin Miriam Tufan zurück. Inzwischen ist ohooo nicht mehr das, was es am Anfang einmal war – und das sei auch gut so. «Anfang 2024 haben wir einen klaren Schritt in Richtung Agentur gemacht. Wir stehen für kreative Kommunikation und junge Perspektiven. Vielleicht sind wir weniger verspielt, aber dafür fokussierter und klarer als zu Beginn. Also in vielem noch ohoooher», sagt sie lachend.

ohooo funktioniert wie eine Art Lehrwerkstatt. Hinter dem Unternehmen steht ein kleines, engagiertes Team, das aktuell durch elf Lernende aus den Bereichen Mediamatik, Interactive Media Design und Informatik ergänzt wird. «Wir arbeiten mit der Generation, über die viele nur reden. Unser Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, junge Menschen nicht nur zu erreichen, sondern auch wirklich zu verstehen», erklärt Miriam Tufan. Gleichzeitig will die ohooo-Crew im Wallis etwas bewegen, Perspektiven schaffen, dem Fachkräftemangel entgegenwirken und jungen Leuten zeigen, dass sie in der Region etwas bewirken können.

Fokus liegt klar bei Gen Z

Das tägliche Geschäft dreht sich um Themen wie Markenstrategie, Branding, Content Creation und Community-Arbeit. «Alles mit einem klaren Fokus auf Gen Z», betont Miriam Tufan. Die Altersgruppe der Generation Z umfasst all jene Personen, die – je nach Definition mit leichten Abweichungen – zwischen den Jahren 1995 und 2012 geboren sind. Um genau diese Gruppe anzusprechen und aufzuzeigen, was im Oberwallis für junge Leute läuft, bietet ohooo eine eigene App. Diese wird redaktionell und konzeptionell komplett von den Lernenden betreut. Und das Agenturteam gestaltet das Angebot gleich selbst mit, etwa durch die Organisation von Partys, Hostings von Formaten wie das Comedy Open Mic oder die Vermittlung von DJs und Musikschaffenden.

Stichwort Gen Z … Ticken die Jungen wirklich komplett anders? Miriam Tufan beschreibt ihre Erfahrungen wie folgt: «Was uns auffällt ist die Ambivalenz. Generation Friday for Future trifft auf Shein-Hauls. Politisch bewusst, aber konsumorientiert. Das schliesst sich nicht aus, sondern zeigt, dass junge Menschen komplexer ticken, als viele glauben.» Gleichzeitig gebe es klare Unterschiede zu früheren Generationen, besonders im Umgang mit Arbeit, Werten und Kommunikation. «Sinn, Selbstbestimmung, Ehrlichkeit und kulturelle Offenheit sind zentrale Themen. Unsere Aufgabe ist es, das ernst zu nehmen und Unternehmen zu helfen, genau dort anzusetzen.»

Von Berlin nach Raron und zu ohooo

Miriam Tufan ist selbst seit Anfang 2024 im Team mit dabei – sie ist zum Zeitpunkt der Neuausrichtung von ohooo als Geschäftsführerin eingestiegen. Zuvor studierte und arbeitete die gebürtige Deutsche in Berlin, war Mitinhaberin einer Marketingagentur. Heute lebt sie in Raron. «Mein Hintergrund liegt in der strategischen Kommunikation. Die Chance, bei ohooo ein ganz neues Modell mit Lernenden aufzubauen, war für mich ausschlaggebend.» Es reize sie, einen kreativen Ort mitzugestalten, an dem junge Menschen Kommunikation erleben und beeinflussen können. «Und das alles in einem Kanton, der mehr Potenzial hat, als viele glauben», ist sie überzeugt.

Bei ohooo stehen klassische Arbeitsmodelle wie «9 to 5» nicht im Vordergrund. «Die Arbeit soll sinnstiftend sein. Es geht nicht darum, einfach die Zeit abzusitzen», so Miriam Tufan. «Ich wünsche mir, dass alle bei uns ihre Umgebung mitgestalten, Verantwortung übernehmen und spüren, dass ihre Ideen zählen.» Deshalb setze man auf flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und hybride Modelle. Ein Arbeitstag bei ohooo ist selten typisch – das heisst, manchmal befinden sich die Mitarbeiten im Büro, manchmal arbeiten sie remote, manchmal von unterwegs. «Wer mit Drive dabei ist, bekommt bei uns den Raum, aktiv mitzugestalten.»  

ohooo kommt mit mobilem Studio vorbei

Ist die Region überhaupt bereit für eine Agentur der Marke ohooo? Miriam Tufan dazu: «Ich denke, das Potenzial ist da. Es gibt Unternehmen, die wissen, dass sie neue Wege gehen müssen, um junge Menschen zu erreichen und zu halten.» ohooo kann dabei eine Brücke zwischen Unternehmensrealität und Jugendkultur sein. Dass das Angebot der Kreativagentur funktioniert, zeigen mehrere Meilensteine, die zuletzt erreicht werden konnten. Dazu zählen etwa die kommunikative Begleitung des Kunden KaffeeKlatsch auf dem Weg ins Finale des Prix Créateurs oder die Arbeit für die Tourismusdestinationen Moosalp und Eischoll. Für diese konnte ein Self-Service-Infocenter konzipiert und umgesetzt werden.

Ebenfalls ein wichtiger Schritt war laut Miriam Tufan der Gewinn der PRISM-Projektausschreibung im vergangenen Jahr. Durch diese Anerkennung konnte ohooo den Grundstein für die Umsetzung eines mobilen Podcast-Studios legen – die Idee soll noch im laufenden Jahr konkret werden. Vorgesehen ist, dass ohooo mit einem Podcast-Angebot direkt zur Kundschaft geht. «Damit können Unternehmen mit unserer Hilfe das aufstrebende Medium Podcast ziemlich niedrigschwellig ausprobieren. Wir kommen zu ihnen, produzieren, schneiden und veröffentlichen. Das Konzept ist flexibel und kann ohne grosses Investmentrisiko umgesetzt werden», so Tufan.

Quelle: Wlog

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