Von Dynamit bis zu pharmazeutischen Produkten: Valsynthèse, die Feinchemieabteilung der Société Suisse des Explosifs, feiert vier Jahrzehnte mit innovativen chemischen Lösungen im Wallis.
In den Labors von Valsynthèse in Gamsen brodelt es seit Jahrzehnten vor chemischer Innovation. Die 1983 gegründete Abteilung für «Feinchemie» der Société Suisse des Explosifs (SSE) verfügt über ein einzigartiges Erbe, das den Übergang vom explosiven Nitroglyzerin für den Tunnelbau hin zu seinen Anwendungen im pharmazeutischen Bereich umfasst. Wie Max Lauwiner, Generaldirektor von Valsynthèse, erläuterte, ermöglichen die expansiven Eigenschaften von Nitroglycerin, das einst zur Sprengung des Simplon-Eisenbahntunnels verwendet wurde, heute die Entwicklung von Therapien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Valsynthèse feiert 2023 sein 40-jähriges Bestehen und ist seiner Mission treu geblieben. Aufbauend auf dem Fachwissen der SSE im Umgang mit explosiven Stoffen, deren Herstellung und Lagerung hat Valsynthèse dieses Wissen in die «risikoreiche» Chemie übertragen. Diese Bezeichnung rührt vom hohen Energiewert der beteiligten chemischen Reaktionen her, was besondere Fertigkeiten für ihre Durchführung erfordert.
Mit seinen 27 Reaktoren stellt das Unternehmen jedes Jahr 1000 Tonnen Feinchemikalien für rund 50 Kunden aus den Bereichen Pharmazie, Landwirtschaft und Technologie weltweit her. Betaincitrat, ein Mittel gegen Verdauungsstörungen, ist eines dieser Produkte. Seit 1983 wurden in Gamsen 4 Milliarden Dosen hergestellt. Gilles de Preux, Generaldirektor der SSE Group, hob insbesondere die Integration dieses Medikaments in die DNA von Valsynthèse hervor, die aus einer Zusammenarbeit mit dem französischen Pharmaunternehmen UPSA hervorgegangen ist, und zwar vor dem Hintergrund der Befürchtungen einer Verstaatlichung nach dem Amtsantritt von François Mitterrand.
Von Gamsen zum globalen Geschäft: Entwicklung von Valsynthèse und Zukunftsvision
Der Weg der Diversifizierung von Valsynthèse war von stetigem Wachstum geprägt. Mit der Konzentration aller Aktivitäten in Gamsen und einer Belegschaft von 75 Mitarbeitenden verzeichnete das Unternehmen bis 2022 ein Umsatzwachstum von 33 % und erzielte damit die beste Jahresleistung im letzten Jahrzehnt. Seit 2019 hat die SSE-Gruppe mehr als 15 Millionen Franken investiert, hauptsächlich in Personal und neue Ausrüstung.
Ein bedeutender Fortschritt war eine Partnerschaft mit DSM-Firmenich im vergangenen Jahr zu Bovaer, einem Zusatzstoff, der die Methanemissionen von Vieh um mindestens 30 % bremsen soll, was seit seiner Einführung zu einer Einsparung von 66’000 Tonnen CO2-Emissionen führt. De Preux rechnet damit, dass sich der wirtschaftliche Nutzen dieser Zusammenarbeit für Valsynthèse mittelfristig um «mehrere zehn Millionen Franken» bewegen wird, was 2024 Neueinstellungen ermöglichen würde.
Die Nähe des Unternehmens zum Giganten Lonza führte jedoch zu einem starken Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt. Um sich zu differenzieren, betont das Management von Valsynthèse seine Philosophie als Familienunternehmen, das eine hohe Flexibilität bei der Arbeit bietet. Die bescheidene Grösse ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich voll in die Projekte einzubringen – eine Möglichkeit, die in grossen Unternehmen oft fehlt.
Für die Zukunft hat Valsynthèse eine Reihe neuer, vertraulicher Produkte in Vorbereitung. De Preux geht davon aus, dass der Beitrag von Valsynthèse zum Umsatz der SSE (der 2022 15 % der 170 Millionen der SSE ausmachte) in den nächsten drei bis fünf Jahren auf über 20 % steigen wird.
Die SSE wurde 1894 in Gamsen gegründet, ursprünglich um den Bau des Simplon-Eisenbahntunnels zu unterstützen. Seitdem hat sie sich von einem Walliser Unternehmen zu einem europäischen Konzern mit über 750 Mitarbeitenden in acht Ländern entwickelt.
Quelle: GGBa
Bild: Valsynthèse