Warum hat sich das Unternehmen Jacquard Électromécanique im Wallis angesiedelt?

Warum hat sich das Unternehmen Jacquard Électromécanique im Wallis angesiedelt?

Wirtschaftsförderung Wallis besuchte am 25. April 2023 die Messe Alpipro im französischen Chambéry. Diese Messe ist auf Bergberufe und -unternehmen spezialisiert. Hier konnten wir Kontakte zu innovativen französischen Unternehmen knüpfen, die Interesse am Walliser Markt bekunden. Bei dieser Veranstaltung trafen wir Jacquard Electromécanique: ein Unternehmen, das unter anderem auf Ingenieurdienstleistungen im Bergbahnbereich spezialisiert ist und vor mehr als drei Jahren eine Filiale in Martinach eröffnete. Das Porträt eines französischen Unternehmens, das den Schritt wagte, sich im Wallis anzusiedeln.

Was überzeugte Sie davon, eine Filiale im Wallis zu eröffnen?

Im Jahr 2017, nach einem ersten grossen Auftrag im Skigebiet Crans-Montana, entstand in meinem Kopf die Idee, in der Schweiz ein Geschäft zu eröffnen. Der eigentliche Auslöser war allerdings Corona. Im Jahr 2020 schloss Frankreich alle Skigebiete, während in der Schweiz alle offen blieben. So beschloss ich innerhalb von 24 Stunden, eine Firma im Wallis zu eröffnen. Diese Situation hat mich gezwungen, meine Komfortzone zu verlassen, aber ich bereue es nicht.

Wie verlief Ihre Ankunft im Wallis und welche Unterstützung wurde Ihnen entgegengebracht?

Von Anfang an erhielten wir vielerlei Unterstützung. Da unser Unternehmen bereits davor in der Schweiz tätig gewesen war, leistete die Handelskammer Frankreich-Schweiz Starthilfe für unsere Ansiedlung. Die GGBa und Wirtschaftsförderung Wallis spielten eine Schlüsselrolle bei der Konkretisierung unseres Vorhabens, indem sie uns für die Eröffnung unserer Filiale mit den richtigen Akteuren in Verbindung setzten.

Welche Veränderungen hat die Präsenz im Wallis mit sich gebracht?

Bei meinen Geschäftsreisen in die Schweiz stellte ich schnell fest, dass es schwierig ist, Geschäftsbeziehungen aufzubauen, wenn man ausschliesslich in Frankreich ansässig ist. Durch unsere Ansiedlung im Wallis konnten unsere Kunden fortan in Schweizer Franken bezahlen, was die Dynamik mit ihnen völlig veränderte. Ein Schweizer Unternehmen zu sein und an der lokalen Wirtschaft mitzuwirken, öffnete uns auch Türen in den Westschweizer Kantonen Waadt, Freiburg und Neuenburg.

Es wird oft gesagt, dass die Schweiz für Unternehmen teurer ist als Frankreich. Ist das wirklich der Fall?

Die Kosten fallen wirklich unterschiedlich aus in den beiden Ländern. Ich habe zum Beispiel die Bruttokosten für einen Techniker mit denselben Fähigkeiten in der Schweiz und in Frankreich verglichen: Im Durchschnitt sind die Kosten pro Stunde in der Schweiz um 4 bis 6 Franken höher. Das ist an sich nicht enorm viel, aber die Wohn- und Mietkosten sind in der Schweiz deutlich höher. Allerdings gleicht das Besteuerungsmodell der Schweiz diesen Unterschied zum Teil aus: In der Schweiz beträgt der Steuersatz etwa 13 Prozent, während er in Frankreich zwischen 25 Prozent und 33 Prozent liegt.

Wie sieht es mit der Arbeitsweise aus?

Persönlich ziehe ich es eindeutig vor, in der Schweiz zu arbeiten. Diskussionen und Schätzungen nehmen in der Regel zwar mehr Zeit in Anspruch, aber das ist keine verlorene Zeit. Sobald der Prozess abgeschlossen ist, wissen wir mit Sicherheit, dass das Projekt lanciert wird, und können umgehend mit den Bestellungen beginnen. Wenn ich könnte, würde ich mich gerne dauerhaft im Wallis niederlassen! Spass beiseite: Unser Austausch mit der Kundschaft und den Behörden verläuft immer sehr gut. Wir erreichen immer jemanden am anderen Ende der Leitung. Bei unserem ersten Projekt hatte der Bund sehr strenge Anforderungen und Kontrollen, aber nachdem wir uns bewährt hatten, konnten wir von vereinfachten Verfahren profitieren.

Welche Tipps würden Sie einem französischen Unternehmen für einen erfolgreichen Eintritt in den Schweizer Markt geben?

Für ein Unternehmen unserer Art war der Eintritt in den Schweizer Markt relativ einfach, da die Bergbahnbranche durch europäische Normen geregelt wird. In anderen Bereichen ist es wichtig, die Normen genau zu prüfen, da diese von Land zu Land unterschiedlich sein können.

Alles, was ich interessierten Unternehmen raten kann, ist: Legen Sie los!

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